Vorsorge treffen – Unsere Erfahrungen damit
Was genau wir damit meinen:
Wir bekommen jede Woche Anrufe von Menschen, die mit der Vorausschau auf ihren eigenen Tod oder den Tod von nahen Angehörigen konfrontiert sind und sich informieren möchten.
Welche Schritte kommen auf sie zu, was ist erlaubt, was nicht, welche Möglichkeiten gibt es, welche Friedhöfe gibt es, usw.
Grundsätzlich ist es gut, sich Gedanken zu machen, sich zu informieren und es den Hinterbliebenen an manchen Stellen einfacher zu machen.
Nur stellen wir immer wieder fest, dass auch hier das richtige Maß entscheidend ist. Das zu finden ist nicht immer leicht. Und natürlich gibt es Schicksale, wo es besonders schwerfällt.
Hier also unsere ganz persönliche Erfahrung mit dem Thema.
In Kürze: Trefft Vorsorge für euch aber bitte nicht zu viel!
Richtig hilfreich ist, eine Übersicht anzulegen über alle Formalitäten: wo sind die benötigten Unterlagen, eine Liste mit Abmeldungen, welche Versicherungen gibt es, welche Abos müssen gekündigt werden usw.
Auch an den digitalen Nachlass sollte gedacht werden: welche Accounts in sozialen Netzwerken, Mailadressen, digitale Abos etc. gibt es? Wie ist ein Zugriff darauf möglich? Hat jemand der Hinterbliebenen PIN und Tastensperre für das Handy?
Wenn es für die Bestattung Wünsche gibt: notiert sie.
Vor allem Eckpunkte sind hilfreich:
- Möchte ich eine Erd- oder Urnenbestattung?
- Möchte ich kirchliche Begleitung oder nicht?
- Gibt es einen Friedhof, auf den ich gerne möchte?
Das sind Rahmenbedingungen, die Erleichterung schaffen. Und ansonsten lasst eure Angehörigen entscheiden.
Ja, Entscheidungen treffen kostet Kraft. Ja, die Zeit direkt nach dem Tod ist herausfordernd.
Aber sie ist auch ein erstes Auseinandersetzen mit dem Tod. Und es kann so hilfreich sein, sich zu überlegen: Was passt zu ihr oder ihm? Welche Urne würde er oder sie mögen? Welche Blumen hätten ihr oder ihm gefallen? Was verbindet uns mit ihm oder ihr?
Es entstehen Gespräche darüber. Es werden Erinnerungen ausgetauscht, die so hilfreich und heilend sind. Was für Musik wurde gemocht, „können wir wirklich 96 Alte Liebe spielen“ (kurzes Lachen bei dem Gedanken, vielleicht das erste Mal seit Tagen).
Immer wieder erleben wir, was passiert, wenn zu viel oder zu detailliert Vorsorge getroffen wurde: Angehörige kommen mit einem ganzen Päckchen an Wünschen und Vorstellungen der Verstorbenen, was nach ihrem Versterben passieren soll, zu uns und sind völlig überfordert.
Manches klappt nicht wie gewünscht, weil es am Ende eben doch alles anders kam oder weil es die Rahmenbedingungen einfach nicht hergeben. Nicht alles ist zu jeder Zeit möglich.
Manche Menschen wünschen sich (z.B. aus religiösen Gründen) noch einige Zeit nach ihrem Tod aufgebahrt zu werden. Wir finden es wichtig solche Wünsche zu respektieren und ihnen nachzukommen.
Allerdings haben wir auch schon erlebt, dass es im Vorsorgegespräch den Wunsch gab nach einer Aufbahrung damit sich alle Freunde in Ruhe verabschieden können. Und dann kam es eben anders und der Sterbeprozess war sehr langwierig, wurde von vielen Freunden begleitet und dafür gesorgt, dass zu Hause gestorben werden konnte. Es war ein Kraftakt für alle und am Ende keine Kraft mehr für eine lange Aufbahrung, alle brauchten eine Pause und dann fand eben keine lange Aufbahrung statt. Auch das ist gut und in Ordnung, der Wunsch, dass sich alle verabschieden können, hatte stattgefunden, darauf kommt es an.
Im besten Fall richtet sich der ganze Weg vom Versterben bis zur Beisetzung aus nach den Wünschen der Verstorbenen und den Bedürfnissen der Hinterbliebenen. Diese Bedürfnisse der Hinterbliebenen sind im Vorfeld kaum zu erahnen. Daher lasst Raum für sie. Damit dieser Abschiedsweg sich Schritt für Schritt entfalten kann und die Hinterbliebenen auf diesem Weg den wichtigen Boden für ihre weitere Trauer bereiten können.
Noch ein paar Hinweise von uns:
Wir sind BestatterInnen, kein Rundumservice Büro.
Was bedeutet das? Wir kümmern uns um alle notwenigen Schritten im Zusammenhang mit dem Versterben und Bestatten eines Menschen. An uns kann man nicht alles abgeben, wenn man keine direkten Verwanden hat und die Freunde nicht belasten möchte.
Gerne kann alles Mögliche im Vorfeld besprochen werden, Geld in ein Treuhandkonto eingezahlt werden und wir versuchen im Todesfall alles nach den Wünschen zu gestalten. Aber immer in Absprache mit einer oder auch mehreren Personen, die uns über den Tod informiert haben und die sich am Ende um alles weitere kümmern. Denn wir kündigen keinen Mietvertrag, wir räumen keine Wohnung aus, wir kündigen kein Zeitungsabo usw.
Es gibt unzählige Kleinigkeiten zu tun um die wir uns nicht kümmern. Dafür haben wir auch schlichtweg keine Kapazitäten.
Wir verstehen die Sorgen, wenn keine Kinder da sind, die sich kümmern und wir verstehen natürlich auch das es belastend sein kann Freunde zu fragen, doch auch hier noch ein Gedanke von uns:
Viele Menschen möchten lieber ihr Geld an ein Unternehmen geben und dieses beauftragen, sehr persönliche Dinge zu regeln, anstatt Freunde darum zu bitten.
Tun Sie das nicht, sprechen Sie mit ihren Freunden, die lieben Sie und wollen sicher nur das Beste.
Unsere Gesellschaft erzeugt immer mehr Einzelkämpfer. Wir glauben nicht, dass das die Welt schöner macht. Die meisten Menschen freuen sich, wenn sie helfen dürfen und empfinden es nicht nur als Belastung, natürlich mit einer guten Vorbereitung.